Aus nicht weiter verwendbaren Einwegpaletten entstehen in der Zweigwerkstatt für Menschen mit Behinderung des Augustinuswerks in Jessen seit kurzem verkaufsfertige Holz-Briketts der eigens entwickelten Marke „Hol’z dir“. Zur Herstellung werden ausschließlich Maschinen des Zerkleinerungsspezialisten WEIMA eingesetzt, dessen Produktionsstätte im nur wenige Kilometer entfernten Großnaundorf angesiedelt ist.
Es herrscht Hochbetrieb. Knapp 3.000 Holz-Briketts laufen tagtäglich über die Förderbänder des Augustinuswerks. Durch weitere Prozessoptimierungen sollen es bald sogar bis zu 3.500 Stück sein Dabei wird jedoch nicht nur auf Schnelligkeit, sondern vor allem auf Produktqualität gesetzt. Jedes Brikett wird einzeln per Hand verpackt und kontrolliert. Erst dann wird es Teil der geplanten Jahresproduktion von etwa 750 Paletten zu 960 kg.
Begonnen hat alles zur Jahrtausendwende. Im Jahr 2000 eröffnet, bietet die Zweigwerkstatt im Gewerbepark Jessen mit ihrem modernen Maschinenpark zur Holzbearbeitung 73 Menschen mit verschiedensten Behinderungen die Möglichkeit, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Unter fachkundiger Anleitung von Tischler- und Zimmermannsmeistern werden neben der Herstellung von Holzprodukten sogar Möbel aufgearbeitet.
Ein weiteres Standbein stellt die kundenindividuelle Palettenproduktion dar. Abnehmer sind hier vornehmlich industrielle Kunden aus dem Jessener Raum, die das Augustinuswerk über viele Jahre als verlässlichen Partner für Montagen und Verpackung zu schätzen gelernt haben.
Schnell wurde jedoch ein Problem augenscheinlich: wohin mit den bei der Holzverarbeitung anfallenden Späne-Abfällen? Eine Lösung war schnell gefunden. Brikettieren. Doch für eine rentable Produktion war noch deutlich mehr Restholz nötig. Bis dato blieb nur die teure Entsorgung. Aus der Not wurde daher eine Tugend gemacht. Man schaute sich bei ortsansässigen Unternehmen um und entschied sich schließlich, dessen alte Paletten für die Brikettherstellung zu beziehen.
Als klar war, um welche Menge es täglich geht, nämlich ca. drei Tonnen pro Tag, und wer letztlich die Briketts als Vertriebspartner abnimmt, machte man sich auf die Suche nach Anlagenkonzepten. Hierbei stieß das Projektteam auf die WEIMA Maschinenbau GmbH, die sich seit nun knapp 30 Jahren der Zerkleinerung und Brikettierung von Holzabfällen aller Art widmet. Nach Angaben des Augustinuswerks überzeugte WEIMA mit einem dreistufigen Gesamtkonzept inklusive Schallschutzkabine, die das Arbeiten vor Ort deutlich angenehmer gestaltet.
Zum Einsatz kommt zunächst ein WL 8 Einwellen-Zerkleinerer mit 22kW Antriebsleistung, der die per Gabelstapler aufgegebenen Paletten mithilfe eines profilierten und mit Schneidmessern besetzten V-Rotors auf eine definierte Korngröße von ca. 30mm vorzerkleinert. Über ein Austragsförderband gelangen die Holzspäne dann in eine WHM 600/350 Hammermühle. Um zu gewährleisten, dass Fremdstoffe von den aufgegebenen Paletten nicht in die Hammermühle gelangen, scheidet ein Magnet über dem Förderband Nägel oder Ähnliches ab. Das Material wird schließlich auf ca. 8mm nachzerkleinert, sodass dieses dann per Spiralförderschnecke in den Spänebehälter der Brikettierpresse gelangt.
Die TH 1500 besitzt eine besonders leistungsstarke Matrizen-Presseinheit, die es erlaubt, äußerst formstabile Holzbriketts wechselseitig auszustoßen. Die Axialkolbenpumpe der Hydraulik wird von einem 30 kW Motor angetrieben und erzeugt damit neun Briketts pro Minute – natürlich ohne jegliche Verwendung von Klebstoffen oder Bindemitteln. Die Bewegungsabläufe der massiven Presszylinder und der Matrize werden mit einem Wegemesssystem überwacht und gesteuert. Dadurch ist eine exakte Positionierung möglich. Die Bedienung erfolgt mit einer Siemens SPS-Steuerung inklusive Touch-Panel.
Nachdem die Holzabfälle erfolgreich zu Briketts verpresst worden sind, beginnt der Verpackungsprozess. Hierbei kommen bis zu sechs Mitarbeiter, die vom Befüllen der Kunststoffbeutel, über das Stapeln, bis hin zur Transportvorbereitung der verpackten Briketts auf Europaletten alle Schritte selbstständig durchführen. Der finale Schritt, die Lagerung des kostbaren Brennmaterials, erfolgt schließlich in der benachbarten Lagerhalle.
Das Fazit des Augustinuswerks: „Dank der guten Kooperation mit lokalen Unternehmen und der Erfahrung von WEIMA konnte eine Anlage aufgebaut werden, die sich von Anfang an rechnet und eine effiziente Erweiterung des Standortes Jessen darstellt.“
WEIMA ist stolz darauf, Teil dieses ambitionierten Projekts zu sein. Für ein gutes Gefühl sorgt nicht nur das Recycling der Holzpaletten, die als Briketts zu einer CO2-neutralen Energiequelle werden und somit die Umwelt nachhaltig schonen. Darüber hinaus bietet die Brikettherstellung in Jessen Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme am und zur (Wieder)-Eingliederung in das Arbeitsleben.